Der "Kulturkampf" - ein von Rudolf Virchow geprägtes Reizwort der Bismarckzeit: die diesem Begriff zugrundeliegenden Phänomene reichen bis ins 18. Jh. zurück und wirken leitmotivisch als Bruchlinien der deutschen Gesellschaft bis zur Gegenwart. Lill bietet eine sorgfältige Auswahl publizitischer und parlementarischer Quellen und ordnet sie in einer historischen Analyse in ihren zeitgenössischen Rahmen ein.Die Materialien beginnen mit der Auseinandersetzung zwischen der seit dem späten 18. Jh. in Nordedeutschland aufgekommenen postprotestantischaufgeklärten "Nationalkultur" und der im Verhältnis dazu im traditionelleren Normen und Werten festhaltenden Kultur des Südens - zugleich und in der Folgezeit eine Auseinandersetzung zwischen Progressismus und Konservatismus, zwischen Protestantismus und Katholismus, zwischen Unitarismus und Föderalismus.Im Mittelpunkt des Buches stehen dann die konkreten "Kulturkämpfe" der 1860er und 1870er Jahre: zwischen dem Staat und dem Liberalismus auf der einen und der "ultramontanen" katholischen Kirche und den neuen katholischen Parteien auf der anderen Seite.Rudolf Lill, Prof. Dr. phil., geb. 1934, ist o. Professor f. Mittl. u. Neuere Geschichte an der Universität Karlsruhe. Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf dem historischpolitischen Vergleich zwischen den "späten Nationen" Deutschland und Italien und ihrenm wechselseitigen, in vielfacher Weise auch vom Vatikan mitgeprägten Beziehungen.