Tom I 1873r., 426str.
Tom II 1873r., 538str.
Reischl: Wilhelm Karl R., katholischer Theolog und Exeget, geboren zu München am 13. Januar 1818, † ebendaselbst an der Cholera am 4. October 1873, absolvirte seine sämmtlichen Studien zu München mit ausgezeichnetem Erfolge. Nach Empfang der Priesterweihe im J. 1840 wirkte er zuerst als Kaplan in Haidhausen, dann als Curat bei St. Johann in München, wurde nachmals Präfect an der Herzogspitalkirche, wo er die schönen Maiandachten einführte. Durch einige Zeit hielt er auch die Militärpredigten, wie er denn überhaupt sehr gerne die Kanzel bestieg und um seines zarten gemüthlichen Wesens willen bei dem Münchner Publicum als Prediger sehr beliebt war. Doch über dieser seelsorglichen Thätigkeit ließ er seine Studien und den von ihm sehnlich erwünschten Lehrberuf nicht aus dem Auge, und nachdem er am 11. August 1842 den theologischen Doctorgrad erlangt hatte, habilitirte er sich als Privatdocent an der Münchner Universität, kam zu Anfang des Jahres 1845 als Professor der Dogmatik und biblischen Exegese nach Amberg, im J. 1851 als Professor der Kirchengeschichte und des Kirchenrechtes ans Lyceum zu Regensburg, wo er nebenbei auch christliche Kunstgeschichte vortrug, und endlich im J. 1867, nachdem er einen Ruf als Domherr und Professor nach Hildesheim ausgeschlagen hatte, an das sel. Rietter's Stelle als Ordinarius für die Moraltheologie an die Universität zu München. Hier endete seine Wirksamkeit unerwartet schnell, indem er sich auf einem Gange nach dem alten Gottesacker in Angelegenheit der Grabstätten Klee's und Möhler's den Keim des Todes holte. Es war eben das Cholerajahr 1873. Einige Monate früher hatte er noch einen Antrag als Professor der Exegese nach Prag erhalten und abgelehnt. Sein Tod erregte in allen Kreisen Münchens eine aufrichtige schmerzliche Theilnahme, denn R., der sich der Seelsorge nie ganz entfremdet hatte, war Vielen ein einsichtsvoller hingebender Rathgeber und Beichtvater, den Armen ein freigebiger Wohlthäter, seinen Schülern, die er durch seine klaren gemüthreichen und formell vollendeten Vorträge fesselte, ein treuer Freund und Berather, überhaupt eine Zierde des Priesterstandes und der Universität gewesen.